Spendabler Jubilar

06. Oktober 2020: Großzügige Geste von Manfred Kaiser – Bewegtes Leben

Dieser Artikel erschien am Samstag den 19. September 2020 in der Hersbrucker Zeitung. Autor ist Marita Münster.

HAPPURG (mam) – Beim Senior- Chef der Firma Fürst GmbH & Co. KG gab es zum 90. Wiegenfest natürlich eine Menge Gratulanten. Aus nah und fern gingen die besten Wünsche für Gesundheit und Wohlergehen ein. Auch die beiden Bürgermeister der Gemeinde Happurg, Bernd Bogner und Thomas Schmidt, überbrachten persönlich ihre Glückwünsche. Sie hatten Blumen für die Gattin, Anneliese Kaiser, und Erinnerungspräsente für den Jubilar dabei. Aber die beiden kehrten auch selbst als Beschenkte in die Gemeindeverwaltung zurück: Der Jubilar überreichte der Gemeinde einen großzügigen Spenden- Scheck.

Bürgermeister Bernd Bogner (l.) und sein Stellvertreter Thomas Schmidt (r.) beglückwünschten Manfred Kaiser mit Frau Anneliese (Mitte) und freuten sich über 100 000 Euro fürs Feuerwehrhaus. Foto: Münster

Stundenlang könnte man Manfred Kaiser zuhören, wenn er aus seinem bewegten Leben erzählt. Der in Bamberg geborene Kaiser betontestets,dass er in armen Verhä ltnissen aufgewachsen sei. Sein Vater galt im Zweiten Weltkrieg als vermisst, seine Mutter kämpfte als Witwe ums Überleben für sich und die Kinder.

1938 kam die Familie nach Nürnberg. Manfred hätte gerne eine weiterführende Schule besucht und studiert, was aber finanziell nicht möglich war. Er zitiert seine Mutter: „Du musst etwas lernen,wo du was zum Essen bekommst, entweder Bäcker, oder Metzger!" Manfred Kaiser sagt ohne Bitterkeit in der Stimme: „Eigentlich hätte ich gerne Bäcker gelernt, aber ich bekam nur eine Stelle als Metzger." Also kam er nach Hersbruck und absolvierte dort von 1945 bis 1948 eine Metzgerlehre. Ehrgeizig, wie er schon damals war, legte er alle Prüfungen mit der Note „Sehr gut" ab.Er bildetesich weiter und orientierte sich nach einiger Zeit beruflich um. Er handelte mit Putzund Reinigungsmitteln und übernahm Vertretungen für Großreinigungen und Chemie in Nordbayern. Im Nachhinein könnte man sagen, dass hier bereits die Weichen für seinen späteren Werdegang gestellt wurden.

Kaiser war sehr erfolgreich in seinem Beruf,hatte schon sehr früh ein eigenes Auto und baute in Nürnberg ein Haus. Er heiratete, aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Schon immer habe er sich stark für wirtschaftliche und kaufmännische Strategien in Firmen interessiert. Also legte er damals nicht etwa Geld in Aktien oder Wertpapieren an, sondern strebte nach Beteiligungen an verschiedenen Firmen oder Geschäftsfeldern.

Mit Gespür und Glück

So hatte er sich eigentlich auch eine Beteiligung an dem Unternehmen Fürst in Nürnberg vorgestellt, doch es sollte anders kommen. Mit Geschäftssinn, dem richtigen Gespür und vielleicht auch einem Quäntchen Glück konnte er am 1. Januar 1969 die Firma übernehmen und wandelte sie in die Moritz Fürst GmbH & Co. KG um. Manfred Kaiser spricht von „harten ersten Jahren, es gab zumeist 16-Stunden-Tage für mich".

Aber der Erfolg stellte sich ein. 1984 wurde die Moritz Fürst Sicherheitsdienst GmbH gegründet, 1990 folgte die Gründung Fürst Zwickau GmbH. 2005 kam Tochter Christine Bruchmann als geschäftsführende Gesellschafterin dazu. Nun wurde die Fürst Personaldienstleistungen GmbH in Nürnberg, Roth und München aus der Taufegehoben.2008 ging es mit der Gründung der Fürst Outsourcing GmbH weiter. Nicht ohne Stolz berichtet Kaiser von inzwischen über 4000 Beschäftigten.

„Etwas zurückgeben"

Aber Kaiser lebt mit seinen 90 Jahren längst nicht nur in Erinnerungen – er ist auch am aktuellen Tagesgeschehen, vor allem an der Wirtschaft und Weltwirtschaft, stark interessiert. Durch viele Reisen zusammen mit seiner Frau Anneliese habe er Einblicke in die Wirtschaftssysteme anderer Länder bekommen. Gerade über viele ärmere Länder, wie zum Beispiel Äthiopien oder das westafrikanische Mali, mache er sich Gedanken, wie es dort wirtschaftlich weitergehen könnte. Er ist bekennender Katholik und seit Jahrzehnten aktives Mitglied in der CSU. Sein Motto: „Ich möchte gerne etwas zurückgeben, von dem was ich habe!" Von dieser Lebensphilosophie profitiert auch die Gemeinde Happurg. Kaiser lebt nun seit über 30 JahrenimOrt.Seinerzeitwarerauf der Suche nach einem Grundstück für ein neues Haus. Damals schwebte ihm ein Atrium-Haus,ein Penthouse oder ein Haus am Hang vor. Fündig wurde er dann in Happurg mit einem wunderschönen Grundstück und einem grand iosen Fernblick. Er betont, dass er sich in dem Ort auf Anhieb wohl gefühlt habe, er sei gut aufgenommen worden und gut integriert. Daher möchte er der Bevölkerung auch etwas zurückgeben.

Bisher wurden seine Spenden eher „im Verborgenen" getätigt. So gab es seinerzeit ein kräftiges Startkapital zum Bau des Happurger Kindergartens, der SC Happurg wurde und wird von ihm immer wieder unterstützt. Anlässlich seines 90. Geburtstages überreichte er nun den beiden Bürgermeistern den symbolischen Scheck über 100 000 Euro als Startkapital für den dringend erforderlichen Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Happurg.

Natürlich zeigten sich die Verantwortlichen hoch erfreut und dankbar. Bernd Bogner betonte, dass er den Lebensmut, den Lebenswillen und die Lebensfreude von Manfred Kaiser stets bewundert habe und noch bewundere. Er bedank te sich für die vielen interessanten Gespräche mit dem Jubilar und seine Großzügigkeit gegenüber der Gemeinde und den ortsansässigen Vereinen.

„Du hast deine Herkunft, bei allem Erfolg, nicht geleugnet und vergessen, dafür sind wir dir sehr dankbar", so Bürgermeister Bogner.